Foto: Christoph Steinweg
Ist ein Museum, das geschlossen ist, immer noch ein Museum? Und was ist es, wenn die Besucher digital vorbeischauen? Das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster besinnt sich auf das, worum es geht: auf die Kunstwerke, die Besucher, Kreativität und Kunstvermittlung. Seit dem 5. Mai hat das Picasso Museum nach sechs Wochen wieder geöffnet, doch richtig weg war es nie. Andrea Hagemann, kaufmännischer Vorstand des Picasso-Museums, konstatiert im Interview gleich: „Ein Museum ohne Besucher ist kein richtiges Museum. Doch ein solches Ereignis haben wir auch noch nie erlebt.“ Neue Umstände, neue Ideen, damit das Museum wieder Besucher bekommt – und zwar auch im Netz: Ein Schauspieler liest in den leeren Räumlichkeiten und schafft damit eine ganz eigene, entspannte Atmosphäre, digitale Ausstellungsführungen bringen die aktuelle Ausstellung „Beauty Is A Line“ zu all jenen, die sie aufgrund geschlossener Türen nicht sehen konnten. Das Verlangen nach Kunstgenuss ist riesig, man ahnt es anhand der dankbaren Kommentare auf Facebook. Hagemann: „Die Filme kommen sehr gut an.“
Rundgänge und Lehrerfortbildungen online
Nebenbei macht das Museum einen riesigen Schritt in Richtung Digitalisierung. Hagemann weiter: „Vieles von dem, was wir aktuell im Netz anbieten, zum Beispiel die digitalen Rundgänge, waren noch vor kurzem in weiter Ferne.“ Dennoch ist sie natürlich sehr erleichtert, dass das Museum wieder öffnen kann, denn „vor einem Bild zu stehen, die Farben und das Licht wahrzunehmen, ist einzigartig. Doch unsere Aktionen wollen wir auf jeden Fall fortsetzen.“ Das kleine Team des Museums, das teils zu Hause und teils im Museum arbeitet, hat in kurzer Zeit ein Programm auf die Beine gestellt, das für alle Altersklassen etwas bietet. Die außergewöhnliche Situation sorgt so gleichzeitig für Inklusion, denn das zweigeschossige Museum hat nun auch die Netz-Türen geöffnet für jene, die bei normalem Museumsbetrieb nicht kommen können.
Eine Lehrerfortbildung per Video und pädagogische Basteltipps für Kinder – das wird auch weiter zum Programm gehören. „Wir haben noch einige Filme in petto und werden das Angebot weiter ausbauen“, ist sich Andrea Hagemann sicher. „Wir wollten einfach nicht für unbestimmte Zeit von der Bildfläche verschwinden.“ Wie gesagt, sie waren nur mal kurz weg: zum Nachdenken.
Die Ausstellung „Beauty Is A Line – von Cy Twombly bis Gerhard Richter“ läuft noch bis zum 24. Mai.