Wir können über die Sicherheit von Videotools diskutieren oder wie viele Teilnehmer gleichzeitig sich sinnvoll in einer Videokonferenz einbringen können. Doch eins steht schon jetzt fest: Das neue Arbeiten hat sich seinen Platz erkämpft durch die Corona-Pandemie. Wären es Musik-Charts, wäre es ein Einstieg fast aus dem Nichts auf Platz eins für das Homeoffice.
Die drei K’s
Alle Bedenken, die Arbeitgeber und Führungskräfte stets als k.o.-Argumente anführten, scheinen mehrheitlich wie weggeblasen. Homeoffice funktioniert und die Arbeitnehmer sind motiviert. Mit ein bisschen Nachsicht bei den drei K’s (launische Kabel, Kinder und Küchengeräusche, weil die Mute-Taste nicht aktiviert war) wirkt die Präsenzarbeit plötzlich wie ein Dinosaurier gegenüber dem Artgenossen flexibles Arbeiten.
Wir müssen reden
Die Umstände dazu sind dramatisch, doch es ist wünschenswert, dass sich bei einer verbesserten Gesamtlage eine Diskussion entspinnt über die Notwendigkeit der Anwesenheit im Büro. Genauer: die Diskussion ist überfällig. Lange Pendelzeiten mit der Bahn oder Staus, zur Kita hetzen oder schnell noch die Arztpraxis vor der Schließung erreichen – das geht auch entspannter mit Homeoffice-Tagen. Für Agenturen und Freelancer ist all das nichts Neues. Für viele Angestellte schon.
Dabei würden manche gern wieder im Büro arbeiten und vielleicht gar nicht zu Hause arbeiten müssen. Die Konzentration leidet, wenn die Ruhe fehlt und die Familie um einen herumwuselt. Die persönlichen Kontakte in der Kaffeeküche fehlen, das können auch virtuelle Kaffeeklatsch-Verabredungen nicht ersetzen. Und ein Teamgefühl will sich mit der Webkamera auch nicht so richtig einstellen.
Prinzip der Freiwilligkeit
Niemand sollte – wie es gerade der Fall ist – vom Küchentisch oder Sofa aus arbeiten müssen. Aber es ist ein Privileg, das viele Arbeitnehmer nicht haben. Genausowenig wie ein Notebook oder die Möglichkeit, zu flexiblen Zeiten zu arbeiten. Arbeitgeber sollten sich darauf einstellen, dass viele ihrer Office-Mitarbeiter auf den Geschmack gekommen sind und sich ehrlich fragen, ob ein entspannter Mitarbeiter nicht produktiver ist als einer, dem man nach Belieben einen Besuch in seinem Büro abstatten kann. Und wenn wir schon dabei sind: Braucht es diese riesigen Bürokomplexe noch, wenn wegen Homeoffice, Urlaub und Krankenschein sowieso nie alle gleichzeitig da sind?
Im Kern geht es beim Homeoffice um Vertrauen, Transparenz und die intrinsische Motivation von Mitarbeitern, einen guten Job zu machen – wo auch immer. Wer sich einen lauen Lenz machen will, schafft dies im Büro genauso wie anderswo.