Was hinter uns liegt, ist klar, doch wohin geht die Richtung?

 

Hat doch super geklappt, alles! Also Rolle rückwärts! Bitte, was!? Das Arbeiten zu Hause hat an Nerven gezerrt, wir an Kabeln und manchmal haben wir am Rad gedreht, ja. Aber im Großen und Ganzen hat es sich bewährt, aus Sicherheitsgründen nicht die gesamte Mannschaft im Büro zu versammeln. Arbeiten in Schichten, wochenweises Abwechseln – die Arbeitgeber wurden kreativ. Und wunderten sich, was alles möglich ist, wenn doch eigentlich niemand im Büro ist. Umso unverständlicher, dass die hinter uns liegende Zeit in manchen Unternehmen als Abenteuer abgehakt werden soll und die Parole heißt: “Zurück ins Büro!” Geht ja wieder. Darf man ja wieder.

Einmal den Puls gefühlt: Laut einer Umfrage des Karriereportals Xing sind die Wiedersehensfreude auf die Kollegen und soziale Kontakte die wichtigsten Gründe derer, die ins Büro zurückkehren wollen. Von den weichen Faktoren abgesehen, fragen sich allerdings manche, ob sie nicht ihre Karriere bewusst torpedieren, wenn sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht greifbar sind im Büro. Nachvollziehbar. Eindeutige Signale der Arbeitgeber fehlen hier. Staunend geht der Blick Richtung USA, wo Twitter quasi unbegrenzt und Google bis Juli 2021 die Homeoffice-Zeiten verlängern. Und Siemens setzt ebenso ein Signal, wenn es auch keinen Anspruch darauf geben soll. Nicht zuletzt steht die Frage im Raum, ob es wirklich verantwortungsvoll ist, seine Mitarbeiter zurück ins Büro holen zu wollen angesichts aktuell steigender Infektionszahlen und einer ungewissen Zukunft.

Back to the roots ist keine ernst zu nehmende Option

Der Druck kommt nicht von ungefähr: Lassen wir mal das Misstrauen gegenüber Mitarbeitern beiseite. Die harten Fakten kann man nicht ignorieren. Immobilien sind langfristig angemietet und sorgfältig ist das Verhältnis Arbeitsplatzfläche zu Mitarbeiter kalkuliert. Diese Gleichung geht nicht mehr auf, wenn das Gros nicht mehr anwesend ist. Deswegen ist es Zeit, die Unternehmen nicht allein zu lassen mit dem Thema. Die Städte und Kommunen sind hier mehr denn je als Partner gefragt. Als Stadtentwickler und Möglichmacher. Für Kooperationen mit Startups und jungen Unternehmen, die mit Abstand viel mehr Leben in die leeren Hallen bringen können und sich oft keine Räumlichkeiten leisten können. Für ein spannendes Miteinander und durchlässige Konstrukte.

Co-Working-Spaces verfolgen den Ansatz schon länger: Corporate meets Start-up. Man trifft sich in der Kaffeeküche. Derzeit mit Distanz. Und Universitäten und Fachhochschulen, die oft aus allen Nähten platzen, benötigen Platz für ihre Studenten. Selbst wenn das Coronavirus morgen besiegt wäre: Präsenzarbeit für alle wird nicht mehr zeitgemäß sein, die Gebäude werden sich nicht mehr wie früher füllen und neue Mitarbeiter werden Homeoffice-Zeiten als Selbstverständlichkeit ansehen. Das “Wie” ist nicht entscheidend, sondern ob das Miteinander gewollt ist. Die Pandemie betrifft schließlich auch keine einzelnen Individuen. Warum nicht gerade jetzt Forschung, Verwaltung und Wirtschaft ganzheitlich und vernetzt denken?